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Reisebeicht Motorradreisen Island

Motorradreisen Island

Feuer und Eis

Das Wasser ist so kalt, dass es an den Felswänden zu Eis gefriert

Bevor wir Quartier beziehen, wollen wir allerdings noch unbedingt zum Eyjafjalla. Die Piste dorthin zweigt von Hvolsvöllur ab. Die Gemeinde bildet den Ausgangspunkt für die verschiedenen Expeditionen ins Vulkan- und Gletschergebiet. An der Tankstelle und am Supermarkt stehen voll ausgerüstete Landrover, Jeeps und Pickups mit Snowmobilen auf der Ladefläche – und nun auch eine einsame F 650. Wir fahren einfach ins Tal rein, um zu schauen, wie weit wir kommen würden. Schon bald geht das Asphaltband in eine grobe Piste über, wie geschaffen für die kleine GS. Der Blick auf den Eyjafjalla gibt keine Rückschlüsse darauf, was hier in den nächsten 24 Stunden passieren würde. Durch das Tal fließt recht gemächlich der Markarfljót.

Nur die Breite des Flussbetts lässt erahnen, was hier abging, als Anfang des Jahres der Fimmvörduhals für die erste Überschwemmung sorgte. Immer näher kommen wir auf der Piste dem Gletscher. Vielleicht noch zwei, drei Kilometer, dann wären wir ganz nahe dran. Doch dann stoppt uns der Markarfljót. Aus der Nähe sieht der Fluss überhaupt nicht mehr so gemächlich aus, die Strömung ist heftig und die Tiefe des Flussbettes nicht erkennbar. Außerdem schreckt das Hinweisschild „unpassierbar”.

Wir kehren um und sind auch ganz froh, wieder glatten Asphalt unter den Rädern zu haben. Dass etwas in der Luft liegt, merken wir am kommenden Morgen nicht nur aufgrund der Polizeisirenen. Auf dem Weg nach Hella passieren wir gleich mehrere Straßensperren für Fahrzeuge, die Richtung Südküste wollen. Niemand weiß etwas genaues, nur, dass der Eyjafjalla auszubrechen droht. Wann genau, kann uns keiner sagen, in ein paar Stunden oder vielleicht auch erst in einigen Tagen oder Wochen. Also setzen wir unsere Fahrt ins Goldene Dreieck fort, schauen hinter Selfoss in den direkt an der Straße gelegenen, kreisrunden und mit Wasser gefüllten Krater des Keris. Mit dem Motorrad fahren wir fast bis an den Kraterrand heran. Am Gullfoss bekommen wir schließlich vor Staunen den Mund kaum zu. Über eine Breite von mehreren hundert Metern stürzen die Wassermassen in zwei Stufen ins Tal. Das Wasser ist so kalt, dass es an den Felswänden zu Eis gefriert.

Auch das Motorradfahren macht richtig Spaß

Knapp zehn Kilometer vom Gullfoss entfernt liegt das Thermalgebiet Haukadalur, auch als Geysir ausgeschildert. Neben zahlreichen heißen Quellen gibt es zwei Geysire, die sich von Zeit zu Zeit entladen. Der große Stori ziert sich etwas, während der Stokkur regelmäßig fast alle fünf Minuten in die Höhe schießt. Die Weiterfahrt bietet ein berauschendes Landschaftserlebnis. Die hügelige Vulkanlandschaft leuchtet im dunklen Rot um die Wette mit den goldgelben Weiden. Dazu bilden die schneebedeckten Berge am Horizont und der tiefblaue Himmel einen unvergesslichen Farbkontrast.

Auch das Motorradfahren macht richtig Spaß, die Straße windet sich am Pingvalla-See durch Lavafelder und um Vulkane herum bis in den Pingvellir Nationalpark, dem für die Isländer wichtigsten Ort ihrer Geschichte. In Pingvellir wurde bereits um 930 vor allem von norwegischen Wikingern die traditionelle gesetzgebende Versammlung Althing abgehalten. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt. An diesem historischen Ort mit einer kleinen Kirche und ein paar Holzhäusern wurde auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen. Für unsereins noch interessanter sind die geologischen Verwerfungen, die nirgendwo besser zu sehen sind als in Pingvellir. Hier treffen überirdisch die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte aufeinander und haben eine bis zu 40 Meter tiefe Schlucht entstehen lassen. Die Spalte wächst jedes Jahr um wenige Zentimeter. Es gibt aber auch eine sehr enge Stelle direkt an der Straße, wo man mit einem Fuß auf europäischem Boden und mit dem anderen auf amerikanischem steht.

Beeindruckend ist zudem der tosende Wasserfall Öxarárfoss, der sich vom westlichen Plateau in die Schlucht ergießt. Am Pingvalla-See entlang legen wir den Rest des Weges nach Reykjavik zurück. Es gibt noch einmal Vulkane, Lavafelder, ein dampfendes Thermalkraftwerk und jede Menge Kurven über die letzte Bergkette vor Islands Hauptstadt. Eigentlich sollen wir am kommenden Morgen nach Frankfurt ausfliegen. Im Flughafenhotel in Keflavik können wir aber bereits beim Einschecken am Monitor erkennen, dass der Eyjafjalla unseren Terminplan über den Haufen geworfen hat. Er war, kurz nachdem wir das Tal verlassen hatten, ausgebrochen und hatte seine schwarze Asche kilometerweit in den Himmel geschossen. Sechs Tage mussten wir unseren Island-Aufenthalt verlängern, leider ohne Motorrad, das hatten wir wieder abgeben müssen.

Die Zeit haben wir trotzdem genutzt, um mehr von der Insel zu sehen. Noch einige Male sind wir zum Eyjafjalla gefahren, um uns das Naturereignis aus nächster Nähe anzuschauen. Es war ein unbeschreiblicher Anblick. Der Fluss hatte sich durch den Absturz des Eyjafjalla-Gletschers in einen riesigen Strom verwandelt. Überall lagen die Reste des Gletschers als kleine und große Eisbrocken herum. Am Vulkan selbst war nur noch ein schwarzes Loch erkennbar, wo kurz zuvor der Gletscher noch leuchtend Weiß in der Sonne gestrahlt hatte.